Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortSt. Gunther - OrtsgründerAbstammung Gunthers 

Gunther, Hochadeliger aus dem Adelsgeschlecht
Käfernburg(Kevernburg)/Schwarzburg - Thüringen
(damals nördl. Franken / südl. Sachsen)
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Alle Biografien über St. Gunther bedienen sich als Hauptquellen der bereits vorgestellten Lebensbeschreibungen Gunthers durch die zu seiner Zeit tätigen Chronisten Wolfher von Hildesheim und Arnold von Regensburg. Über die Abstammung Gunthers wird sowohl von Wolfher als auch in zeitgenössischen Urkunden nur gesagt, er sei ein Adeliger aus Thüringen (vir quidam nobilis de Thuringia nomine Guntherius) gewesen. Wolfher und Arnold berichten überdies über einen reichen Erbbesitz. Aus diesen Angaben kann geschlossen werden, dass Gunthers Familie mindestens gräflichen Ranges war. Der reiche Erbbesitz lässt auch darauf schließen, dass Gunther einem alten Geburts- und Besitzadel entstammt.
  
Nach gängiger Überlieferung wurde St. Gunther (in Thüringen und im Böhmerwald hl. Günther genannt) im Jahre 955, dem Jahr der Ungarnschlacht auf dem Lechfeld, in Thüringen als Sohn des Reichsgrafen Günther von Käfernburg und Schwarzburg geboren. In zeitgenössischen Chroniken ist Gunthers Todestag (9. Oktober 1045) überliefert und genau belegt. Sein Geburtsjahr ist aber nicht dokumentiert. Da jedoch die tradierte Überlieferung und darauf basierend sämtliche ältere Literatur berichtet, dass Gunther ein Alter von 90 Jahre erreichte, errechnete und terminierte man das Jahr 955 als Geburtsjahr Gunthers. Neuere Forschungen, fußend auch auf ungarische Studien und vorgestellt von Dr. Christian Lankes 2003 auf dem Bayerwaldtag des Bayerischen Waldvereins, ziehen dies in Zweifel und errechnen die Zeit um 985 als Gunthers Geburtsjahr. Eine solche Datierung ist durchaus auch realistisch, betrug doch die durchschnittliche Lebenserwartung im Hochmittelalter beim einfachen Volk weniger als dreißig Jahre. Auch mit einem Alter um die Zahl 60 (bei einem Geburtsjahr um 985) war Gunther für seine Zeitgenossen ein sehr greiser Mann, körperlich gekennzeichnet sicher auch den harten Bedingungen seines Eremiten und Rodungsklosterlebens.
 
  

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Auch ist in keiner Quelle ausdrücklich aufgeführt, welchem Grafengeschlecht Gunther angehörte. Vor allem zwei Deutungen bezüglich des Grafengeschlechtes wurden immer wieder erörtert: Gunther war ein Ekkehardinger, ein jüngerer Sohn des 1002 ermordeten Ekkehard von Meißen und Gunther war aus dem Herrschergeschlecht Käfernburg (Kevernburg)/Schwarzburg.

Letztere Deutung setzte sich durch und wird heute nicht mehr bezweifelt. Dafür spricht zunächst die Familienüberlieferung des Hauses Käfernburg/Schwarzburg wie auch die Tatsache, dass der Eremit Gunther auf der Grabplatte des Königs Günther XXI. von Schwarzburg-Blankenburg (30.1.1349 -  26.5.1349) abgebildet ist.

Günther XXI., Graf von Schwarzburg-Blankenburg (* 1304; † 14. Juni 1349 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Adliger, der sich im Jahr 1349 gegen König (und später Kaiser) Karl IV. aus dem Haus Luxemburg als Gegenkönig aufstellen ließ. Er zählte also den bereits zu dieser Zeit als Heiligen bezeichneten Gunther (den Eremiten) zu seinem Geschlecht. Er stellte Gunther als Vertrauten des deutschen Kaisers, des Königs von Ungarn und des Herzogs von Böhmen wohl als großen Vertreter des Familiengeschlechtes heraus, um auch damit die Kandidatur für die Königswürde zu untermauern.

Viele Fragen zur Abstammung Gunthers und zu den Geschlechterbeziehungen der Käfernburg-Schwarzburger sind aber nach wie vor offen. Es wird aber zur Zeit verstärkt den genealogischen Beziehungen Gunthers geforscht.

ev. Gunther, der Eremit
(Grabplatte des Königs Günther XXI.,
Kaiserdom St. Bartholomäus, Frankfurt)
  
Für eine Zugehörigkeit zum Geschlecht Käfernburg (Kevernburg)/Schwarzburg spricht zudem eine für die Abtei Hersfeld ausgestellte Besitzübergabe-Urkunde Gunthers vom 25. Dezember 1005 und das Testament Gunthers (mit gleichem Datum).
Gunther übergibt „von seinem Erbbesitz" (einen genau lokalisierten persönlichen Besitz aus dem Familieneigentum sowie die dazugehörigen Nutzungsrechte) gewisse Ortschaften dem Stifte Hersfeld zum besseren Unterhalt des Filialklosters Göllingen (an der Wipper). In seinem Testament behält er sich die Nutznießung des Klosters Göllingen vor. Da sowohl die übergebenen Ortschaften als auch Göllingen selbst zum Käfernburger Gebiet gehörten und Göllingen als Familienstiftung der Käfernburger gilt, war Gunther wohl ein Käfernburger.
  
Das Adelsgeschlecht Käfernburg (Kevernburg)/Schwarzburg benannte sich ursprünglich (und auch noch zu Zeiten St. Gunthers) nach der Käfernburg(Kevernburg) und wird erst seit 1118 auch nach der kurz vorher erbauten Schwarzburg betitelt. 1161 zerfiel das Geschlecht in die Linien Käfernburg und Schwarzburg. Erstere starb 1387 aus, letztere 1971.

Die regierenden Grafen oder Fürsten der Familie Käfernburg/Schwarzburg hießen immer entweder Gunther (oder mit dem Umlaut ü "Günther") oder Sizzo. Von St. Gunther liegen zwei Übergabeurkunden vor, datiert mit 25. Dezember 1005 und 1. August 1040. In der Urkunde von 1005 wird ein Sizzo als Gunthers Bruder aufgeführt. Die Namen Gunther und Sizzo lassen sich somit beide mit hoher Wahrscheinlichkeit den Käfernburgern/Schwarzburgern zuordnen.

 
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Der altdeutsche Name Gunther oder Günther (Gunthard, Guntechar) ist zusammengesetzt aus "Gunt" (Kampf, Krieg) und "her" oder "char" (kühn, mutig). Günther bedeutet also: der Kampfesmutige, der Kriegsheld.

Der Name Gunther deutet auf eine fränkische Herkunft hin und lässt die Deutung zu, dass das Geschlecht der Käfernburger/Schwarzburger ursprünglich aus dem Fränkischen nach Thüringen kam. Nach dem Untergang des Thüringer Königreichs um 530 besetzten nämlich die Franken das Land. Fränkische Adlige und königliche Beamte kamen nach Thüringen.