Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortKloster/Propstei bis 1803Erschließung des KlostergebietesAnlage eines Dorfes 


Anlage neuer Dörfer
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G. Oswald stellte sich sich den Ablauf bei der Anlage neuer Dörfer so vor:

Die einzelnen Stücke waren je nach der Örtlichkeit oft an Größe und Qualität des Bodens verschieden, weshalb eben verlost werden musste. Für solche, welche die Rodung so vielen Waldes nicht übernehmen wollten, wurden kleinere Güter ausgesteckt. Auch die Ungunst der Bodenverhältnisse zwang manchmal zur Aussteckung von sogenannten Kleingütern.

Nach der Verteilung des Bodens ging man rasch an die Arbeit. Die Errichtung der Wohnhäuser war die erste und dringendste Aufgabe. .... Die Ansiedler bauten alle nach einem Muster: Das einfache, schlichte Wohnhaus mit der großen Wohnstube, der Seitenkammer und dem Estrich über der Stube bildeten den Anfang. Dann folgte die Stallung zur Aufnahme des Viehes, der Stadel zur Bergung der Feldfrüchte und des Heues, der sogen. Getreidekasten zur Aufbewahrung des Getreides.

Diese Bauten wurden so ausgeführt, dass sie ein großes Viereck bildeten und in der Mitte einen großen Hof einschlossen, ein Tor vermittelte den Verkehr nach außen. Alles war ursprünglich aus Holz erbaut, erst später erhielt durch Aufführung einer50 – 200 cm über dem Boden emporragenden Mauer jener Urtypus der Kolonistenhäuser einen etwas anderen Charakter. In heutiger Zeit haben die Ziegel- und Steinwände die alten hölzernen Häuser größtenteils verdrängt.
 
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..., so machte man sich an die Rodung des ihm zugeteilten Waldes. Die Bäume wurden gefällt und das Holz, soweit man es nicht zu häuslichen Zwecken verwenden konnte, verbrannt und die Asche zur Düngung des zu bereitenden Feldes liegen gelassen oder aufbewahrt. Es lässt sich denken, welch ungeheure Anstrengung, wie viel Schweiß und Mühe es kostete, bis eine Familien ein Areal von 30 bis 40 Tagwerk rodete und urbar machte. Es galt vor allem, einige Stück Ackerland und Wiesengrund zur Erhaltung des eigenen Lebens und zur Ernährung des in die Wildnis mitgebrachten Viehes zu gewinnen. Bei der Zurichtung der ersten Felder konnte wenig auf Regelmäßigkeit und Eleganz gesehen werden. Jahrzehnte vergingen, bis die Fluren ordentlich gesäubert und gereinigt wurden. ...

... Die Düngung des Bodens machte für die erste Zeit wenig Arbeit, da sich seit Jahrtausenden die Abfälle der Laub- und Nadelbäume ungenutzt auf dem Boden angehäuft und Schichte auf Schichte sich lagernd gutes Erdreich geschaffen hatte. Trotzdem war, wie wir der Klostergeschichte entnehmen, anfangs der Ertrag des Feldes gering und der Stand der Kolonisten ein schwieriger, da das Klima sehr rau war und erst mit der Lichtung des Urwaldes sich successiv sich milderte.
 

Von der Gründung des Dorfes Bärnzell z. B. berichten die Rinchnacher Annalen: „1332 steckte Friedrich Röschl, Propst zu Rinchnach, in dem Walde bei Zwiesel einen Platz zu 17 Güter aus, versprach den Ansiedlern 20 Jahre Steuerfreiheit und gründete so Bärnzell."