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St. Gunthers Tod und Begräbnis
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Am 9. Oktober 1945 verstarb Gunther in seiner Zelle in Gutwasser. In den Niederaltaicher Annalen (geschichtlichen
Jahrbüchern) ist zu lesen: "Gunther der Einsiedler ist aus dem zeitlichen Leben geschieden. Im Himmel empfängt er den
Lohn für jegliche Mühsal, die er vordem ertrug in Ertötung des Fleisches." Hiernach dürfte Gunther in Stille und
Abgeschiedenheit gestorben sein. Von Gunthers Tod berichten fast alle Chroniken der damaligen Zeit, ein Beweis,
welches Ansehen Gunther hatte. Da dürfte die Aussage des Historikers Hermann Grauert über Gunther aus dem Jahre
1898 nicht übertrieben sein: "Gunther zählte zu den größten Asketen des deutschen Mittelalters und unstreitig zu den
berühmtesten Persönlichkeiten seiner Zeit".
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Gunthers Leichnam wurde nicht, wie man erwarten
würde, in sein Kloster Rinchnach überführt, sondern
ins 993 gegründete Kloster Breunau (Brevnov) bei
Prag. Die dort wirkenden Benediktiner waren
Niederaltaich sehr verbunden. Wie die Niederaltiacher
im heutigen Bayerwald, so betrieben die Brevnover
Mönche- von Gunther unterstützt und beraten -
Missions- und Kultivierungsarbeit im Böhmerwald.
Brevnov beanspruchte ebenso die Grundherrschaft in
diesem Gebiet, so auch in der Gegend um
Hartmanitz/Gutwasser. Der Besitz der Reliquien von
Heiligen galt nun damals als kostbares Gut von
Klöstern. Da Gunther schon zu Lebzeiten als Heiliger
galt, sicher besonders zu seiner Zeit in Gutwasser
engeren Kontakt zu Brevnov hatte und in seinem
letzten Lebensjahr sogar von einem Bruder aus
Brevnov betreut worden sein soll, ließ der damalige
Abt Meinrad (Meginhard) von Brevnov Gunther in
seinem Kloster begraben.
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Auch in Legenden wurde zu erklären versucht, warum Gunther nicht in Rinchnach, sondern in Brevnov begraben wurde.
In der Barockzeit wurden, bestärkt durch das Konzil von Trient, die Heiligendarstellungen verstärkt gepflegt und
weitervermittelt. Die Heiligen waren Verteidiger der Kirche und wurden unaufhörlich als Vermittler angerufen, um den
Menschen in ihrem irdischen Elend zu Hilfe zu kommen. Der Mensch des 18. Jh. vertraute sein Seelenheil mehr als je
zuvor Heiligen an, die als Verbindungsglied zwischen der leidenden Kirche und Gott gesehen wurden und auch Vorbilder
waren. Von einem Niederaltaicher Chronisten wurden Mitte des 18. Jahrhunderts folgende Legenden übermittelt, deren
Grundmotive häufig auch in Zusammenhang mit anderen Heiligen überliefert sind:
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„Nachdem Günther in Gutwasser fünf ganze Jahr in großer Heiligkeit gelebt, wollte Gott diesen verborgenen Schatz der
Welt offenbaren. Dies geschah durch den böhmischen Herzog Bretislav als allerliebsten Taufgöten des Seligen Günther.
Denn da er war auf einer Jagd begriffen, wurde er durch einen ungemein großen Hirschen als himmlischen Wegweiser zu
der Einsiedelei des Günther geführt. Und es redete Günther Bretislavum also an: Mein Sohn, wenn Du aus Lieb zu mir bis
dahin kommen, so wolle meiner Bitte nicht zuwider sein. Das End meines Lebens ist vorhanden und weillen gar Viele
unterschiedliche Meinungen von meinem Begräbnis hegen, verlange ich mein Begräbnis zu Brevnov."
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„Der heilige Leib wurde auf einen mit zwei ungezaumten Pferden bespannten Wagen gelegt und der Segen von dem
Heiligen Severus mit dem Anhang darüber gegeben, dass sie sollten hingehen und den heiligen Leib hinführen, wohin sie
Gott wird leiten. Die Pferd seind 16 Meil schnurgrad nach Prag gerennt und bei dem Kloster Breznov als von Gott
ausgezeigtem Ruheort Günthern stehen blieben. "
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Sein Tod wurde bald von Legenden umwoben. Diese sollen vor
allem die Heiligkeit und Gotter-gebenheit Gunthers widerspiegeln
und herausstellen.
Am bekanntesten ist folgende Sage:
Böhmenherzog Bretislaus und Bischof Severus von Prag hielten
sich im Gebiet um Gutwasser zur Jagd auf. Als Bretislaus einen
besonders schönen Hirsch sah, verfolgte er diesen zusammen
mit ein paar Knappen. Dabei entfernte er sich weit von der
übrigen Jagdgesellschaft und kam unwissentlich in die Nähe von
Gunthers Zelle. Der Hirsch blieb dort plötzlich stehen und
Bretislaus konnte vom Himmel her eine Stimme vernehmen, die
ihn auf einen an diesem Ort verborgenen Schatz hinwies.
Bretislaus durchsuchte die Umgebung und fand den im Sterben
liegenden Gunther. Als er ihn als seinen Taufpaten Gunther
erkannte, wollte er ihn zur besseren Pflege an einen anderen Ort
bringen lassen. Gunther bat Bretislaus jedoch, ihn in seiner Zelle
sterben zu lassen und sich Gottes Fügung nicht zu widersetzen.
Am nächsten Tag kehrte Bretislaus in aller Frühe mit Bischof
Severus zu Gunthers Klause zurück. Dieser spendete Gunther
die hl. Sterbesakramente. Bald darauf starb Gunther.
In einer alten Guntherchronik wird die Sterbestunde so
umschrieben: "Und als der Einsiedel gestorben war, hat ein
wundersamer Duft und ein seliges Licht seinen Leib umwittert,
als leuchten Rosen durch den keuschen Schimmer der Lilien."
Die Legende um die letzte Kommunion diente oft als Motiv für
künstlerische Darstellungen von Gunthers Tod. Berühmt sind das
Rinchnacher Altarbild, das die neuere Forschung dem berühmten
Barockmaler Cosmas Damian Asam zuschreibt (um 1730/35),
und ein von Peter Brandl gemaltes Altarbild in der Klosterkirche
Brevnov (1718). Besonders eindruckvoll ist Gunthers
Sterbestunde auch im Rinchnacher Guntherspiel - Teil III
dargestellt, das Jordan Tahedl verfasste.
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