Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortKirche St. Johannes d. T. Hochaltar 



Kirche St. Johannes der Täufer
Hochaltar
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Der Hochaltar wurde erst um 1770 unter dem Niederaltaicher Abt Augustin II. Ziegler im Stil des späten Rokoko angefertigt und eingebaut

Die Gesamtkomposition und die Schnitzornamente werden dem Hengersberger Benjamin Schreidter zugeschrieben. Die großen Heiligenfiguren stammen neueren Forschungen nach von Simon Hofer. Sie sind von diesem wahrscheinlich schon vor der Rinchnacher Hochaltar-Ausgestaltung angefertigt worden und 1770 dann in den neu gestalteten Rinchnacher Hochaltar integriert worden.

Das Altarblatt von Franz Anton Rauscher stammt ebenfalls aus der Zeit um 1770. Es schildert die Taufe Jesu im Jordan, wobei Johannes der Täufer (Patron der Kirche) im Mittelpunkt des Geschehens steht.

Über dem Altarblatt sind die Wappen von Niederaltaich (Dreiberg auf Goldgrund, links), des Abtes Augustin Ziegler (Mitte) und von Rinchnach präsentiert. Beim Rinchnacher Wappen ist über dem Niederaltaicher Dreiberg und den Rodungshauen Gunthers ein Pfau – wohl in Anlehnung an die Pfauenlegende - abgebildet.

Besonders eindrucksvoll sind die großen, weitgehend vergoldeten Figuren vor den Säulen. Von links sind zu sehen: St. Augustinus, der Namenspatron von Abt Augustin Ziegler, St. Benedikt, St. Scholastika und Erzbischof Thiemo von Salzburg.

Thiemo war als Sohn eines Grafen von Vornbach bei Passau um 1055 als Mönch ins Kloster Niederaltaich eingetreten. 1077 wurde er Abt des Stiftes St. Peter in Salzburg, 1090 Salzburger Erzbischof. Er soll am 1. Kreuzzug (1096/99) ins "Heilig Land" teilgenommen haben und 1102 einen Märtyrertod gestorben sein. Bald nach seinem Tode wurde er vom Volk als Heiliger verehrt. Die Winde, die ihm (wie auch dem hl. Erasmus) als Heiligenattribut zugeordnet wurde, soll seinen Märtyrertod veranschaulichen.

 
  
Unter jeder Figur befindet sich am Säulenstuhl jeweils eine reich geschnitzte, vergoldete Kartusche mit einem Relief, das eine Szene aus dem Leben des darüber stehenden Heiligen darstellt. Links und rechts des Tabernakels stehen der Überlieferung nach der hl. Benno und hl Gotthard.

Die Zuordnung der Figuren über den Hochaltarsäulen ist nicht eindeutig geklärt. In alten Beschreibungen werden sie mehrmals als Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde beschrieben. Deren typischen Heiligenattribute fehlen aber, zudem sind ihre Figuren am St. Gotthard-Seitenaltar zu sehen.

Eine doppelte figurale Darstellung von Heiligen in einer Kirche wäre ungewöhnlich. Deswegen wird vermutet, dass sie die hl. Helena und Kaiser Heraklius darstellen, denn auf diese gehen die Feste Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung (Kirchenpatrozinium) zurück. Rätselhaft ist auch die Rolle der neben den Figuren sitzenden Löwen.

Im Auszug über dem Hochaltar-Säulenwerk befindet sich das Gemälde "Maria Immakulata". Die Feier des Festes "Unbefleckte Empfängnis" (Maria wurde geboren ohne den Makel der Erbsünde) ist seit 1708 für die ganze katholische Kirche vorgeschrieben. Die Lehre der "Unbefleckten Empfängnis" bringt zum Ausdruck, "dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde". (Papst Pius IX., 1854)

Der auferstandene Christus wird im Osterfestkreis am Hochaltar platziert. Die Schnitzarbeit wurde bisher dem Bildhauer Joseph Mathias Götz zugeschrieben, neuerdings gilt Simon Hofer als wahrscheinlicher.
 
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