Rinchnach - Guntherort und ehem. Klosterort

Rinchnach Gunther- und ehemaliger KlosterortKloster/Propstei bis 1803Rinchnachs Mutterkloster Niederaltaich von 1040 – 1803Im Zeitalter des Barock um 1700 


Kloster Niederaltaich
Im Zeitalter des Barock um 1700
graphic
  
Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg fiel es Niederaltaich nicht leicht, wieder Tritt zu fassen. Aber Abt Joscio Hamberger (1700-1739) führte das Kloster schließlich zu großem Aufschwung.

Sofort nach seiner Wahl machte sich Abt Joscio an den weiteren Aufbau seines Klosters. Die Leistungen, die er dabei vollbrachte, sind umso erstaunlicher, als der Beginn seines Wirkens vom Spanischen Erbfolgekrieg überschattet wurde (1701-1714), welcher auch Niederaltaich hohe Kriegskontributionen abforderte.

Gleichwohl gelang es Abt Joscio im Laufe seiner Amtszeit, die Klosteranlage in großen Teilen zu erneuern. Den Höhepunkt stellt dabei die Barockisierung der Kirche dar, die dem Passauer Domkapitelmaurermeister Jakob Pawanger anvertraut wurde.

Der Choranbau mit der wunderbaren Sakristei wurde von Johann Michael Fischer ausgeführt.

 
graphic
  
graphic
Der klostereigenen Werkstatt unter der Leitung von Bruder Pirmin Tobiaschu entstammen die zahlreichen gelungenen Schnitzwerke. Die 1718 begonnenen Arbeiten schritten so rasch voran, dass das Gotteshaus bereits 1722 wieder in Gebrauch genommen werden konnte.

Eindrucksvoll ist auch das 213 Fresken umfassende Bildprogramm, welches durch den Maler Wolfgang Andreas Heindl in Farbe umgesetzt wurde.

Es bot so für die Jahrtausendfeier des Stiftes 1731 einen würdigen Rahmen. Um der Bevölkerung Arbeit und Brot zu verschaffen, ließ Abt Joscio auch den bisher noch nicht ausgebauten Nordturm errichten. Der Südturm wurde abgetragen und in angepasster Form neu aufgebaut.

Die Bautätigkeit von Abt Joscio beschränkte sich indes nicht auf Niederaltaich, sondern bezog auch die Außenbesitzungen ein. Die Propsteien in Rinchnach und St. Oswald wurden weithin neu errichtet, zahlreiche inkorporierte Pfarrkirchen und Pfarrhöfe erhielten ein neues Gesicht.

Die Nachfolge von Abt Joscio trat sein langjähriger Prior und „Wirtschaftsdirektor" Marian Pusch an (1739-1746). Den groß angelegten Ausbau des Klosters konnte Abt Marian nicht mehr fortsetzen, denn in seine Amtszeit fiel der Österreichische Erbfolgekrieg (1741-1745), der auch Niederaltaich durch Einquartierungen und Sondersteuern hohe Lasten auferlegte.

Obwohl Abt Marian in dieser schwierigen Situation mit höchstem Geschick agierte, musste er seinen Nachfolgern ein verarmtes Kloster hinterlassen, das seinen hohen Schuldenstand auch in den folgenden Jahrzehnten nicht mehr abbauen konnte.

Die Äbte Franz Edler von Dyrnhard (1746-1751) und Ignaz I. Lanz (1751-1764) hielten das Kloster auf einem guten Stand. Abt Ignaz L wurde auch als Bauherr tätig, wovon die barocke Kirche in Thundorf bis heute Zeugnis gibt. In den dreizehn Jahren seiner Amtszeit konnte er 28 Mönche durch die Profess ins Kloster aufnehmen.
  
Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt dagegen Abt Augustin II. Ziegler (1764-1775). P. Augustin Ziegler war ein hochbegabte Mann. Er hatte bei den Jesuiten in München studiert hatte an der Universität Ingolstadt Theologie, französische Sprache, Kirchenrecht und Geschichte studiert und mit dem Doktorat in Philosophie abgeschlossen.

Mit Abt Augustin Ziegler schien die äußerlich glanzvollste Zeit für Niederaltaich anzubrechen. Schon ein Jahr nach seiner Wahl bat er den Kurfürsten um Verleihung des Titels eines „Wirklich Geheimen Rates" wegen der Anhänglichkeit, die sein Kloster immer an das landesherrliche Haus bewiesen habe. Die Auszeichnung, die ihm die Anrede „Excellenz" einbrachte, ließ er sich 10 000 Gulden kosten.

Er förderte die Musik, vermehrte die Bibliothek und stattete die Klosterkirche mit neuen Ornaten, Leuchtern, Ampeln sowie einem großen silbernen Stehkreuz aus. Im Klosterbereich ließ er den baufälligen Torturm über dem Haupteingang des Klosters neu aufrichten, versah ihn im oberen Stockwerk mit einem Observatorium und mit 3 Glocken und schmückte ihn mit den Figuren der vier Evangelisten.

Seine Baulust lebte er auch auf seinen Außenbesitzungen aus. Anstelle einer Kapelle und der Einsiedelei des hl. Günther erbaute er bei Rinchnach die Wallfahrtskirche Frauenbrünnl und weihte sie 1767 ein. In demselben Jahre brachte er in Unterfrauenau die Ausschmückung der dortigen Kirche zum Abschluss. Rinchnach erhielt 1770 nach Überarbeitung der Kirche im Rokokostil aus der Hand des Niederaltaicher Hofmalers Franz Anton Rauscher ein neues Hochaltarbild.
graphic
  
In den Hungerjahren 1773/74 half er nach Kräften der notleidenden Bevölkerung. Mehr Geld als die Leistungen für die Ausbildung seiner Leute und die künstlerischen und baulichen Erneuerungen verschlang sein aufwendiger, ja verschwenderischer Lebenswandel. So wuchsen die Schulden des Klosters immer mehr an. Schließlich sah sich der kurfürstliche Geistliche Rat zum Eingreifen veranlasst (1774). Da Abt Augustin gegenüber allen Vorstellungen uneinsichtig blieb, erhielt er in dem P. Ignaz Krenauer einen Administrator vorgesetzt und wurde am 14. März 1775 gezwungen, sein Amt niederzulegen.