Der Barockumbau der Propsteikirche Rinchnach dokumentiert aber
eindringlich St. Gunthers lebendiges Gedenken und seine barock-volkstümliche Verehrung: Altäre und Deckenfresken stellen Leben und
Wirken des Kirchenpatrons St. Johannes d. Täufer und St. Gunther als
Kloster- und Ortsgründer gegenüber. Überliefert ist auch, dass Gunthers
Sterbetag (9. Oktober) in der Propstei Rinchnach immer hochfestlich
begangen wurde.
Nach der Auflösung der Propstei Rinchnach (Säkularisation 1803) geriet,
wie Gotthard Lang 1941 berichtet, die "Verehrung, das Gedenken sowie
die äußere Feier seine Festes mehr und mehr in Vergessenheit und
äußerte sich nicht lebhafter als an anderen Orten des Bistums Passau".
Explizit führt G. Lang als weitere Orte der Guntherverehrung bzw. als
Kirchenorte mit Guntherdarstellungen im Bistum Passau Gunthers
Mutterkloster Niederaltaich, die Kirchen von Oberkreuzberg, Schalding bei
Passau, Regen und Rabenstein auf.
Zu Beginn der 1950 Jahre erfolgte in Rinchnach und nach dem
Jubiläumsjahr "1000 Jahre St. Gunther" 1955 auch im gesamten
Bayerischen Wald ein große Rückbesinnung auf St. Gunthers Bedeutung
für die Erschließung des Bayerischen Wald in weltlicher wie religiöser
Hinsicht.
In Rinchnach gründete sich am 2. 3. 1950 eine Verein "Heimatfreunde zur
Förderung der St-Gunther-Geschichte e. V. Guntherverein Rinchnach". Im
Paragraf 3 der Vereinssatzung wurde der Vereinszweck definiert: "Der
Verein hat den Zweck, die St.Gunther-Geschichte sowie die reiche
Geschichte des ehemaligen Klosters Rinchnach ... Durch Abhaltung von
Festen und Kulturveranstaltungen unter der Bevölkerung wachzuhalten
und als Kulturerbe an die Nachwelt weiterzugeben."
Nach 1950 setzte in Rinchnach ein regelrechter "Gunther-Boom" ein.
Gunther wurde als Namensgeber für Vieles in Anspruch genommen:
Guntherverein, Guntherbund, Guntherschützen, St. Gunther-Volksschule,
Guntherapotheke, St. Gunther-Hotel, Gunther-Freilichtspiel, St. Gunther -
Reit- und Fahrverein u. a . m.
Gerade das örtliche Volksfest, das Guntherfest, hat durch aufwändige
historische Festzüge, die im ca. fünfjährigen Turnus den
Festsonntagnachmittag gestalteten bzw. gestalten, viel zur örtlichen
Verankerung des reichen Rinchnacher kulturhistorischen Erbes
beigetragen.
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